An den norddeutschen Küsten brüten mehrere Seeschwalbenarten. Sie gelten allesamt
als in ihren Bestand bedroht, sind also seltene, schützenswerte Vögel. Die einzige
Art, die auch im Binnenland nistet, ist die Flussseeschwalbe. Nordenham beherbergt
eine bedeutende Flussseeschwalbenkolonie. Diese liegt im Seenpark II im Stadtteil
Friedrich-August Hütte, im östlichen See des Seenparks. Es ist die neben dem Banter
See in Wilhelmshaven größte Flussseeschwalbenkolonie in Nordwestdeutschland.
Die Kolonie hat sich in einer Größenordnung von rund 100 Brutpaaren in den vergangenen
Jahren etabliert.
Seeschwalben sind Zugvögel. Die Vögel verbringen den Winter an den Küsten Westafrikas.
Sie erreichen Nordenham Mitte April und verlassen ihr Brutgebiet wieder im September.
Wetterbedingte Abweichungen von wenigen Wochen sind möglich. Die Vögel sind am Brutplatz
gegenüber Störungen sehr empfindlich. Wenn Menschen den Schutz des Beobachtungsstandes
im Seenpark II verlassen, fliegen sie auf. Die Gelege und Jungvögel sind währenddessen
schutzlos.
Abb. Brutstatistik Flussseeschwalbe
Der Seenpark II ist ein geeignetes Brutgebiet, weil die Störungen trotz der umliegenden
Wohnbebauung und der Straßen und Industrie im Umkreis von wenigen hundert Metern sehr
gering sind. Die Uferbepflanzung bietet einen guten Sichtschutz zu dem Uferweg parallel
zur Wohnbebauung. Die anderen Ufer des Sees sind eingebettet in einen breiten Schilfgürtel,
so dass Menschen nicht unmittelbar ans Wasser kommen können.
Von FAH aus fliegen die Seeschwalben zu den umliegenden Seen, vor allem aber zur
Weser und ins Wattenmeer, um zu fischen.
Der Seenpark II ist Mitte der 90er Jahre entstanden, weil die Zinkhütte Kleiboden
für die Jarositdeponie benötigte. Bei der Auspüttung hat man drei Inseln stehen
lassen. Diese Gestaltung hatte der Anlieger Rolf Becker, Mitglied des Naturschutzvereins,
mit den Verantwortlichen der Zinkhütte abgesprochen. Nach Abschluss der Bauarbeiten ließen
sich Flussseeschwalben auf den Inseln nieder.
Weil die Inseln zunehmend verkrauteten und sich dort Büsche und Bäume aussäten,
schrumpfte die Größe der Kolonie. Bevor der Naturschutzverein eingriff, brütete
nur noch eine Handvoll Paare auf den Inseln. Seeschwalben nisten nur auch flachem,
ebenen Untergrund, ob niedriges Gras, Sand oder Kies.
Im Herbst 2002 hat der Naturschutzverein die Inseln von der Vegetation befreit und
hat mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks und des Bauhofs der Stadt Nordenham
16 Tonnen Kies auf den Inseln ausgebracht. Diese Maßnahme hatte Erfolg. Die Zahl der
Brutpaare hat sich innerhalb eines Jahres von ca. einem Dutzend auf 40 Paare mehr als
verdreifacht. Seitdem ist die Kolonie gewachsen.
Kaum war das eine Problem gelöst, galt es, das zweite anzugehen. Die drei Seeschwalbeninseln
schrumpften durch Wellenschlag zusehends und wären ohne Schutzmaßnahmen im Verlauf der Jahre
ganz verschwunden. Um die Inseln zu sichern, hat der Naturschutzverein sie von der Baufirma
Haye, Fedderwardersiel, befestigen lassen (Steinschüttung/Metall). Zudem wurden
Rattenschutzwände aus Metall angebracht. Die Sicherungsmaßnahmen wurden in zwei
Abschnitten 2003 sowie 2004 vorgenommen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund
15 000 Euro. 5000 Euro hat der Naturschutzverein an Fördermitteln von Bingo Lotto
einwerben können, 10 000 Euro aus Eigenmitteln bezahlt.
Ein weiterer großer Arbeitseinsatz erfolgte im April 2010, erneut in Zusammenarbeit
mit dem Technischen Hilfswerk. Weil die Folie,
auf der der Kies liegt, inzwischen an
vielen Stellen durchwurzelt war, wurde neue Folie auf den Inseln verlegt, und es wurden
weitere 16 Tonnen Kies ausgebracht. 20 THW-Leute waren mit schwerem Gerät im Einsatz,
einem Autokran, zwei Lkw und drei Pontons. Unterstützt wurden sie von Mitgliedern und
den 1-Euro-Kräfte des Naturschutzvereins. Die Untere Naturschutzbehörde hat sich an
den Kosten für den Kies beteiligt.
In der Brutsaison 2010 waren die drei Inseln komplett vegetationsfrei. Bezüglich
der Inseln waren die Brutbedingungen ideal. 180 Seeschwalben haben sich den kompletten
Sommer über auf den Inseln aufgehalten und erfolgreich gebrütet.
Dieses Ergebnis ist für den Naturschutzverein Beleg, dass sich der hohe Aufwand der
vergangenen Jahre gelohnt hat. Es ist gelungen, eine der größten Seeschwalbenkolonien
Nordwestdeutschlands zu sichern.
Kontakt:
Christoph Heilscher
04731/7968
04731/943115